Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern – klingt erstmal nach frischer Luft, weiten Feldern und einem Neuanfang im grünen Norden. Viele träumen vom ruhigen Leben jenseits des Stadtlärms. Doch wer tatsächlich umzieht, erlebt nicht selten eine Wirklichkeit, die sich ganz anders anfühlt. Und genau darüber wird derzeit heftig gesprochen – persönlich, emotional, ehrlich.
Zwischen Euphorie und Ernüchterung: Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern
Eine Kolumne über das Heimkommen hatte ich gestartet. Was dann kam, hat mich überrascht. Mails, Zuschriften, Erfahrungsberichte – viel mehr, als ich erwartet hätte. Es wurde schnell deutlich: Wer über das Leben im Nordosten spricht, meint nicht nur Straßen, Häuser, Landschaft. Es geht um Mentalitäten. Um das Gefühl, anzukommen – oder eben nicht.
Ich selbst lebe seit fast einem Jahr in Neubrandenburg. Eine Stadt mit Geschichte, Seezugang und erstaunlich vielen Baustellen – auch im übertragenen Sinn. Anfangs war ich oft irritiert. Die Netzwerke wirken geschlossen, als würden sie sich von außen nicht öffnen lassen. Manche Einheimische bleiben lieber unter sich. Fremde, ob Rückkehrer oder Zugezogene, müssen sich ihren Platz verdienen. Diese Zurückhaltung ist kein Einzelfall – sie taucht in fast jeder Nachricht auf, die mich seither erreicht.
Wer dazugehört – und wer draußen bleibt
Natürlich gibt es Gegenstimmen. Menschen, die nach MV kamen und hier das erste Mal so etwas wie Heimat spüren. Eine Leserin schrieb: „Ich fühle mich in Neustrelitz mehr zuhause als je zuvor.“ Sie stammt aus Köln. Hatte vorher keine Verbindung zur Region. Jetzt läuft sie täglich durch den Schlossgarten und sagt, sie sei angekommen.
Solche Geschichten stehen neben ganz anderen. Da sind Rückkehrer, die feststellen, dass das alte Zuhause nicht mehr zu ihnen passt. Oder ein promovierter Westdeutscher, der sich inzwischen schämt, Wessi genannt zu werden. Fünfmal wurde in seiner Mail das Wort „fremd“ verwendet. Als würde er sich selbst in einem Spiegel betrachten, in dem er nicht vorkommt. Diese Spannungen zeigen sich oft in Kleinigkeiten. In Blicken. Und In Bemerkungen. In dem Gefühl, beobachtet zu werden, ohne dass jemand wirklich hinsieht.
Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern – das ist mehr als ein Wohnortwechsel. Es ist ein sozialer Schritt. Manchmal ist es, als würde man einfach ins Unbekannte treten.
„Ich bereue es mittlerweile sehr“
Eine Stimme hat mich besonders beschäftigt. Eine Frau aus Polen, promoviert in NRW, lebt seit 2016 mit ihrer Familie in MV. Die Natur? Traumhaft. Die Realität? Erschütternd. Sie schreibt: „Seit wir hier sind, spüre ich Misstrauen, Neid und Kälte.“ Ihr Mann ist Wessi. Ihre Kinder gehen hier zur Schule. Doch sie sagt, sie fragt sich immer öfter, ob der Schritt richtig war.
Was ihr fehlt? Offenheit. Neugier. Vertrauen. Sie kennt schlimmere Zeiten – aus ihrer Jugend im Polen der 90er. Sie hat erlebt, wie Staaten sich wandeln, wie Systeme zerfallen. Aber sie hat nie erlebt, dass eine Gesellschaft so sehr am Misstrauen festhält. Ihre Wut richtet sich nicht gegen Menschen – sondern gegen das, was sich nicht bewegt. Gegen das ständige Rückwärtsgewandte. Die Verklärung der DDR. Die Ablehnung gegenüber allem, was von außen kommt.
Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern – für sie war das kein Schritt nach vorn. Sondern ein Weg zurück in ein Klima, das sie längst hinter sich gelassen glaubte.
Zwischen Ankommen und Aufbrechen
Am Ende stellt sich die Frage, warum einige hier ihr Glück finden – und andere kaum bleiben wollen. Vielleicht liegt es am Zeitpunkt. Vielleicht an Erwartungen. Und Vielleicht auch daran, ob man bereit ist, sich zu verbiegen – oder nicht. Der Ton, den viele Zuschriften anschlagen, ist klar. Wer nicht von hier kommt, muss sich anpassen. Und auch das reicht nicht immer.
Gleichzeitig gibt es überall Menschen, die sich bemühen. Die offen sind, die neugierig bleiben, die sich gegen den Strom stellen. Sie schreiben mir ebenfalls. Erzählen von Nachbarn, die helfen, von Vereinen, die willkommen heißen, von Begegnungen, die alles verändern. Diese Geschichten wiegen schwer. Denn sie zeigen: Veränderung ist möglich. Aber sie passiert nicht von allein.
Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern – das bleibt für viele ein Kapitel voller Widersprüche. Für manche ein Neuanfang mit Licht und Schatten. Für andere eine Zwischenstation, nicht mehr. Die eine Wahrheit gibt es nicht. Aber viele ehrliche Stimmen. Und genau die machen dieses Thema so wichtig.
1 Gedanke zu „Nach Mecklenburg-Vorpommern ausgewandert: „Mittlerweile bereue ich das sehr““