Tatort Münster liefert mal wieder genau das, was Krimifans lieben – nur frecher, bunter und überraschender als je zuvor. Die neue Folge „Magic Mom“ bringt das Kultduo Thiel und Boerne auf frisches Terrain und zeigt: Auch nach über 20 Jahren sprüht ihr Schlagabtausch vor Energie. Wer denkt, alles schon gesehen zu haben, wird hier eines Besseren belehrt. Die Ermittler tapsen durch Influencer-Welten, treten in jedes Fettnäpfchen – und treffen dabei punktgenau ins Herz der Zeit.
Kommissare mit Kultstatus: Tatort Münster macht’s wieder anders
Man kennt sie. Man liebt sie. Und man weiß genau, was man bekommt – könnte man meinen. Doch der neueste Fall aus dem Tatort Münster überrascht gleich mehrfach. Zum einen, weil Thiel und Boerne plötzlich erstaunlich harmonisch auftreten. Kein Gebrüll, kein Türenknallen. Zum anderen, weil der Humor diesmal noch bissiger ist – und dabei erstaunlich aktuell.
Es geht um eine tote Influencerin, ein Stadtfest, Instagram-Fassaden und ganz nebenbei um jede Menge Alltagsneurosen. Der Kriminalfall dient eher als Klammer für das, was die Folge wirklich antreibt: der pointierte Schlagabtausch zwischen zwei Männern, die sich seit Jahrzehnten kennen – und trotzdem noch voneinander überrascht werden. Dass dieser „Tatort“ an einem Mittwochabend läuft und nicht sonntags, passt zur leicht anarchischen Note, die „Magic Mom“ durchzieht.
Axel Prahl und Jan-Josef Liefers nutzen jede Szene. Kein Satz zu viel, kein Gag verschenkt. Ihre Figuren bewegen sich mit so viel Spielwitz durch die Geschichte, dass man ihnen selbst dann zusieht, wenn die Handlung mal einen Hänger hat. Es ist wie beim Kochen mit zwei Profis: Selbst wenn die Zutaten nicht ganz zusammenpassen, wird’s irgendwie trotzdem gut. Oder gerade deshalb.
Die Story: Zwischen Netz-Glanz und echtem Abgrund
Evita Vogt hängt tot im Wohnzimmer. Die Polizei denkt an Suizid. Aber typisch Boerne – natürlich stellt er auch das infrage. Was wie ein typischer Fall beginnt, wechselt schnell die Spur. Denn Evita war nicht einfach nur Mutter – sie war „Momfluencerin“. Ihre Followers feierten sie. Ihre Hater nicht weniger.
Der Fall führt Thiel und Boerne in eine Scheinwelt, in der Klicks mehr gelten als Ehrlichkeit. Beide sind damit restlos überfordert. Tatort Münster zeigt sie als zwei Elefanten im Porzellanladen – charmant, aber ungebremst. Gerade diese Reibung macht die Folge so sehenswert. Denn sie führt zu Momenten, die mal laut, mal leise, aber nie gleichgültig sind.
Nebenbei brilliert das Ensemble: Assistent Schrader, längst mehr als Comic Relief, wächst weiter über sich hinaus. Und selbst Nebenfiguren bekommen genug Raum, um Eindruck zu hinterlassen. Es gibt Szenen, in denen man laut lachen muss – und andere, die ganz leise ins Mark treffen. Besonders dann, wenn sich zeigt, dass das perfekte Familienleben auf Social Media eben oft eine Kulisse ist.
Humor mit Substanz – jeder Gag trifft und trägt eine Botschaft
Was bei weniger kluger Umsetzung zur peinlichen Parodie geraten wäre, meistert Tatort Münster mit sicherem Ton. Die Dialoge sind geschärft wie ein Sushi-Messer. Jeder Spruch sitzt, jede Pointe trifft. Aber unter dem Witz liegt Substanz. „Magic Mom“ nimmt sich Zeit für Themen, die wehtun: Hass im Netz, Elternbilder, Oberflächlichkeit, toxische Kommentare. Und es gelingt, das alles in eine Geschichte zu packen, die nie belehrend wirkt.
Im Gegenteil. Boerne wird kurzerhand selbst zur Netzfigur gemacht, jongliert mit Thiel-Konterfeis und bricht damit auf urkomische Weise die vierte Wand. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber es passt. Denn dieser Fall will keine schwere Krimikost sein. Er will spielen – und tut das mit voller Absicht. Die Freude der Darsteller springt über. Man spürt förmlich, wie viel Freude sie beim Dreh hatten – und genau das springt direkt auf die Zuschauer über.
Tatort Münster trifft hier eine Balance, die viele TV-Formate suchen: leichtfüßig, ohne flach zu sein. Lustig, aber nicht albern. Gesellschaftlich relevant, ohne ins Dozieren zu kippen.
Magic Mom ist ein kleiner Geniestreich
Nach mehr als vierzig Einsätzen könnte man meinen, dass bei Thiel und Boerne die Luft raus ist. Doch genau das Gegenteil passiert. Mit „Magic Mom“ zeigt der Tatort Münster, wie man vertrauten Zutaten frischen Geschmack verleihen kann. Der Fall ist nicht der stärkste der Reihe – aber einer der unterhaltsamsten.
Er lebt vom Timing, vom Spiel mit Klischees und vom Mut, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Mareks Kritik nennt ihn eine „launige Komödie wider den tierischen Ernst“ – und das trifft es ziemlich genau. Auch wenn das letzte Drittel erzählerisch etwas nachlässt, bleibt der Eindruck einer Folge, die zeigt, wie gut Fernsehen sein kann, wenn es Haltung mit Humor verbindet.
Für Fans des Duos ist „Magic Mom“ ein Muss. Für alle anderen die ideale Gelegenheit, in die Welt des Tatort Münster einzutauchen. Und für den Rest? Ein gelungener Beweis, dass Krimi auch Spaß machen darf – solange er weiß, wann’s ernst wird.
1 Gedanke zu „Hier zündet jede Pointe: Einer der beliebtesten „Tatorte“ aus Münster läuft am Mittwoch im TV“