Seit über einem Jahrhundert gilt Toilettenpapier weltweit als Symbol moderner Badezimmerhygiene. Doch eine technologische Innovation aus Japan stellt diese Gewohnheit zunehmend infrage. Das sogenannte Washlet – ein elektronischer Bidet-Toilettensitz des japanischen Unternehmens TOTO – kombiniert Komfort, Sauberkeit und Nachhaltigkeit in einem Gerät. Diese Entwicklung markiert eine stille Revolution, die nun auch in westlichen Haushalten an Bedeutung gewinnt.
Von der Erfindung zur Alltagskultur
1980 präsentierte TOTO das erste Washlet, das den klassischen Toilettensitz mit einer elektronisch gesteuerten Reinigungsfunktion verband. Ausgestattet mit warmem Wasser, Lufttrocknung und beheiztem Sitz, wurde es rasch zum festen Bestandteil japanischer Badezimmer. Heute verfügen über 80 % der Haushalte in Japan über ein Washlet, und bis 2022 wurden weltweit mehr als 60 Millionen Geräte verkauft.
Die Wurzeln dieser Erfindung reichen jedoch bis in die 1960er Jahre zurück. Damals importierte Japan sogenannte „Wash-Air-Sitze“ aus den USA, die vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eingesetzt wurden. Diese frühen Modelle waren jedoch teuer, unzuverlässig und teilweise gefährlich. Erst nach jahrelanger Forschung brachte TOTO das verbesserte Modell Washlet G auf den Markt – eine Innovation, die 2012 als Mechanical Engineering Heritage Item ausgezeichnet wurde.
Ein wachsendes Interesse im Westen
Auch in Europa und Nordamerika findet das Washlet zunehmend Anhänger. Besonders während der COVID-19-Pandemie stieg das Interesse stark an, als Toilettenpapier knapp wurde. Suchanfragen nach „Bidet-Toilettensitz“ verzeichneten Rekordwerte, vor allem unter technikaffinen und umweltbewussten Verbrauchern.
Das Washlet überzeugt nicht nur durch Komfort, sondern auch durch seine Umweltvorteile. Der durchschnittliche Amerikaner verbraucht rund 140 Rollen Toilettenpapier pro Jahr – das entspricht etwa 15 Millionen gefällten Bäumen und 1,79 Billionen Litern Wasser. Im Vergleich dazu benötigt ein Washlet nur etwa 500 Milliliter Wasser pro Reinigung. Laut einer Studie im Journal of Cleaner Production kann der Wechsel vom Toilettenpapier zum Bidet den CO₂-Fußabdruck der Körperhygiene um bis zu 75 % reduzieren.
Technik trifft Komfort
Die neuesten Washlet-Modelle bieten eine Vielzahl moderner Funktionen: verstellbare Wasserstrahlen mit regulierbarem Druck und Temperatur, energiesparende Heizsysteme, Deodorierungsfunktionen sowie automatische Reinigung der Düsen. Einige Modelle sind zudem mit Bewegungssensoren, Fernbedienungen und sogar Soundeffekten ausgestattet, um ein möglichst angenehmes Erlebnis zu schaffen.
Lange galt das Bidet im Westen als exotisch – doch das ändert sich. Immer mehr Influencer teilen ihre positiven Erfahrungen, und große Händler wie Amazon und Home Depot führen mittlerweile zahlreiche Washlet-Modelle zu Preisen zwischen 250 € und 1.000 €.
Globale Akzeptanz und ein Blick in die Zukunft
Der Trend breitet sich auch in öffentlichen Einrichtungen aus. Neben japanischen und deutschen Flughäfen setzen nun auch Hotels in Städten wie Dubai auf intelligente Sanitärlösungen. Auf der offiziellen Webseite beschreibt TOTO das Washlet als „lebensverändernde Technologie“, die Komfort, Hygiene und Wohlbefinden vereint.
Diese stille Revolution zeigt, wie technologische Innovationen alltägliche Gewohnheiten nachhaltig verändern können. Mit dem zunehmenden weltweiten Interesse könnte das Washlet in naher Zukunft genauso selbstverständlich werden wie das Toilettenpapier – nur moderner, sauberer und umweltfreundlicher.
6 Gedanken zu „Schluss mit Toilettenpapier: Sein moderner Ersatz ist da – smarter, hygienischer und umweltfreundlich“